Einwegkartons gehören zum gewohnten Bild von Pizza to go – doch ihre Zeit läuft ab. Sie verursachen nicht nur erhebliche Mengen an Müll, sondern gelten auch zunehmend als problematisch für Umwelt und Gesundheit. Aufgrund von Fett- und Speiserückständen müssen benutzte Kartons in den Restmüll und werden dort verbrannt – was nach ihrer kurzen Nutzung zusätzlich CO₂-Emissionen verursacht.
Hinzu kommt: In einigen Kartons wurden gesundheitlich bedenkliche Stoffe wie PFAS (sogenannte Ewigkeitschemikalien) (Quelle: ChemTrust) und BPA (ein hormonell wirksamer Weichmacher) (Quelle: BUND) nachgewiesen. Diese Erkenntnisse verstärken den Handlungsdruck – und den Wunsch nach nachhaltigen Alternativen.
Auch die Politik reagiert. Noch ist Mehrweg für Pizza freiwillig – aber nicht mehr lange. Mit der neuen EU-Verpackungsverordnung (PPWR) kommen klare Vorgaben. Bis spätestens Februar 2028 muss ein eigenes Mehrwegangebot bereitgestellt werden – ohne Aufpreis gegenüber Einweg.
Immer mehr gastronomische Betriebe setzen deshalb auf Mehrwegbehälter. Zwei Berliner Pizzerien zeigen eindrucksvoll, wie diese Umstellung gelingen kann – mit unterschiedlichen Systemen, aber einem gemeinsamen Ziel: weniger Abfall, mehr Bewusstsein und keine zusätzlichen Kosten für die Betriebe.
Die Trattoria Zoe im Berliner Kiez Prenzlauer Berg ist eine der Pionier:innen, wenn es um nachhaltige Pizza-Verpackung geht. Bereits seit 2022 arbeitet sie mit dem digitalen Mehrwegsystem von Vytal. Das Prinzip ist einfach: Beim Ausgeben scannt das Personal die Mehrwegverpackung und den Code der Kund:innen – bei der Rückgabe scannen die Kund:innen selbstständig mit der Vytal App die Box sowie an einer autarken Rückgabestation im Eingangsbereich. Die Box bleibt ungewaschen – die Reinigung übernimmt das Restaurant.
„Es kommt kostentechnisch aufs Gleiche raus.”, ist für den Betreiber Manuel Weimann klar.

Quelle: https://www.zoeberlin.de/uber-uns
Denn sowohl der Einwegkarton als auch die Nutzung der Vytal-Box kosten etwa 30 Cent – Müllvermeidung ohne Mehrkosten. Bereits jede zehnte Pizza wird bei Zoe im Mehrwegbehälter ausgegeben – auch bei Bestellungen über Wolt und Lieferando.
„Wenn man das hier sieht, wird klar, warum sich Mehrweg lohnt“, sagt Manuel Weimann und zeigt auf den Stapel aus 40 Einwegkartons.
Aktive Werbung gibt es kaum. Stattdessen setzt Zoe auf Aufklärung im direkten Gespräch. Der Erfolg spricht für sich: Viele Stammkund*innen sind bereits überzeugt, neue Gäste lassen sich leicht mit einem klaren System und wenigen Informationen gewinnen.
Etwas weiter südlich, im schönen Steglitz, setzt die Pizzeria Il Cardellino auf ein analoges, aber ebenso durchdachtes Modell: In Kooperation mit dem Verein Klimafreundliches Stadtparkviertel wurde ein Pilotprojekt gestartet – mit Pizzycle-Mehrwegboxen und einem klassischen Pfandsystem.

Quelle: https://stadtparkviertel.berlin/
Kund*innen zahlen 5 € Pfand pro Box, erhalten diesen bei Rückgabe zurück oder tauschen einfach eine alte gegen eine neue beim nächsten Pizza-Abholen. Die Boxen werden im Betrieb gereinigt, der Ablauf ist ins Kassensystem integriert. Auch hier: kein Mehraufwand, keine Mehrkosten.
Rund 10 % der Bestellungen laufen mittlerweile über das Mehrwegsystem. Die Kommunikation ist bewusst zurückhaltend: Flyer, Aufkleber und Tischkärtchen reichen aus, um Stammgäste zu sensibilisieren. Als zusätzlichen Anreiz bietet die Pizzeria eine Bonusaktion: Wer regelmäßig Mehrweg nutzt, erhält jede zehnte Pizza gratis.
Ein paar praktische Anpassungen waren nötig – z. B. das Schneiden der Pizza auf einem Teller statt in der Box – aber der Betreiber Mahmoud Abdallah ist überzeugt: „Es bedarf noch viel Überzeugungsarbeit – aber es lohnt sich.“
Beide Pizzerien zeigen auf ihre Weise: Mehrweg in der Gastronomie ist machbar, effizient und kundenfreundlich. Ob digital mit Vytal oder klassisch mit Pfand – der Umstieg ist kostenneutral, reduziert Müll und sensibilisiert die Gäste für nachhaltige Alternativen. Werbung im großen Stil braucht es nicht – nur ein gutes System und etwas Überzeugungskraft.